Mit einer beiläufigen Bewegung strich sich die hochgewachsene Blondine eine Haarsträhne, die vom Wind immer wieder nach zersaust wurde, aus ihrem Gesicht nach hinten auf ihren Rücken, während sie die cherryroten Pumps in ihrer Hand den verschlungenen mit Sträuchern übersehenen Pfad zu ihrem kleinen, geheimen Abschnitt des Strands entlang lief. Ob noch andere Leute von diese Teil des Strandes wussten, wusste sie selbst nicht, doch die ganzen Male, die sie bisher dort gewesen war und sonderlich wenige waren dies nicht gewesen, hatte sie dort noch nie jemanden gesehen und so war er in ihrem Kopf als ihr privater Strand gespeichert. Jedes Mal, wenn ihr Leben sie aufregte, wenn ihre Eltern mit ihrem grenzenlosen Ehrgeiz sie mal wieder zur Weißglut trieben, oder wenn sie es einfach nicht mehr aushielt das arrogante, egoistische Miststück- die Fassade, die sie nach außenhin aufrecht erhielt, um sich vor den unzähligen Sticheleien ihrer Mitmenschen zu schützen- zu spielen, verschlug es sie beinahe wie von selbst dorthin und irgendwie schien es als ob dort die Welt netter wäre, unschuldiger, einfach besser und als ob das auf sie selbst abfärben könnte. Vielleicht war das auch einfach nur so, da ihre Mitmenschen, ihre sogenannten Freunde sie niemals an einem banalen Ort wie diesen vermuten und suchen würden, sondern in irgendeiner Bar an den Lippen des nächstbesten.
Als sie an der kleinen Steingruppe, an der sie Stunden verbringen konnte einfach nur mit sich selbst und ihren Gedanken alleine, angekommen war, ließ sie sich wie immer dort nieder und vergrub ihre zierliche Füße in dem nasskalten Sand. Vielleicht war es schon zu kühl, um mit nackten Füßen im Sand zu sitzen, doch das war ihr gerade eigentlich so was von egal, denn immerhin besaßen ihre Eltern doch genügend Geld, um ihr zehntausend Doktoren zu besorgen oder nicht? Mit einem Seufzer lehnte sich ein wenig nach hinten, sodass ihr gesamtes Gewicht auf ihre Arme gestützt wurde und richtete ihren Blick auf das Meer. Irgendwie hatte es schon immer geschafft ihr aufgeregtes Gemüt zu beruhigen- egal in welcher Gefühlslage sie war, das Tosen und Toben der Wellen schaffte es ihre Welt für einen kleinen Moment perfekt wirken zu lassen, doch wahrscheinlich war das auch einfach nur ein Zeichen dafür wie vollkommen durchgeknallt sie mittlerweile war. Dabei war sie gar nicht so, wie sie der Welt weißzumachen versuchte. Sie konnte unglaublich liebenswürdig und freundlich sein, doch war ihr die Gefahr einfach zu groß so verletzt zu werden wie damals. Damals wo sie noch ihr wahres verspieltes, ein wenig naives Ich, der Öffentlichkeit zeigte nur damit andere auf ihr herumtrampeln konnten. Nachdenklich biss sie sich auf ihre Unterlippe und schüttelte langsam ihren Kopf. Nein, es war schon gut so wie es momentan war.